Schlangen vor Schnelltestzentren – Was sagen diese Tests eigentlich aus?

Über bis zu 1,5 Stunden Wartezeit berichteten Leserinnen und Leser am Samstag vor Corona-Schnelltestzentren, die ohne Termin besucht werden konnten, so etwa in der Innenstadt Dortmund. Die Läden „waren trotzdem leer“.

Gleichwohl werben Städte und Politik um möglichst rege Wahrnehmung desSchnelltestangebotes, für das zum Beispiel die Stadtverwaltung Unna am Gründonnerstag eigens Hinweisplakate in der City aufhängen ließ und für die Einrichtung weiterer Teststellen warb. 

Bürgermeister Dirk Wigant und Fikri Basaran vom Extrablatt haben das erste Plakat mit den Teststellen am Rathaus (Schleuse) aufgehangen. (Foto Stadt Unna)

Ohne einen solchen negativen Test ist seit dem 31. März im Kreis Unna oder auch in Dortmund kein Zutritt in Einzelhandelsläden oder auch Museen mehr erlaubt. Ausnahme bilden Lebensmittelläden, Apotheken, Drogerien oder auch Friseure.

Ein solcher Bürgertest pro Woche ist laut Bundes- und Landesverordnung für jeden Bürger kostenlos. Darüber hinaus gehende Schnelltestungen schlagen je nach Teststelle mit um die 20 Euro (z. B. in Apotheken) bis zu 69 Euro am Airport Dortmund zu Buche.

Über 96% aller Covid-Infektionen sollen mit dem Test aufgedeckt werden, wirbt z. B. das Pharmaunternehmen Roche auf seiner Homepage für den Antigen-Schnelltest. Eine Studie des Robert-Koch-Instituts widerspricht dieser Behauptung jedoch. 

Der Südwestrundfunk (SWR Wissen) beleuchtete die Frage der Aussagekraft von Schnelltests bereits vor Weihnachten in einem Wissenschaftsbeitrag. 

So wurden in der Notaufnahme eines Stuttgarter Krankenhauses im Oktober 2020 knapp 470 Patientinnen und Patienten mit dem Schnelltest von Roche und zusätzlich mit einem PCR-Test getestet. 

Das Ergebnis: 

Der Antigen-Test erkannte knapp 7 von 10 PCR-Positiven, die Covid-Symptome hatten – von den Symptomlosen wurden sogar nur etwas mehr als 3 von 10 PCR-Positiven erkannt. Da die sog. Bürgertestungen gerade für Menschen ohne Symptome beworben werden, bleiben nach dieser RKI-Studie bis zu 70 Prozent der Infizierten unerkannt. 


Der Test erkennt eine Infektion zuverlässig erst ab einer gewissen Viruskonzentration. Der Hersteller dreht diesen Fakt jedoch ins Positive, denn erst ab einer hohen Viruslast seien Infizierte wahrscheinlich auch ansteckend. 

„Und genau hier liegt die ganz große Krux dieser Tests. … Als Endverbraucher wiege ich mich mit einem negativen Testergebnis in vermeintlicher Sicherheit und ja, das kann bedeuten, dass ich weder infiziert noch infektiös bin“,

urteilt der Wissenschaftsbeitrag des SWR. Ein negatives Ergebnis 

„… kann bedeuten, dass ich infiziert, aber noch nicht infektiös bin. Oder dass ich infiziert und trotz niedriger Viruslast infektiös bin. Oder dass ich infiziert und infektiös bin und der Test ganz einfach daneben lag.“ 

Schnelltests als Teil durchdachter Strategie sinnvoll

„Als Teil einer durchdachten Teststrategie“ könnten diese Tests durchaus auch sinnvoll sein, betont der Beitrag. Etwa, wenn täglich eine bestimmte Personengruppe getestet werde (im Pflegebereich, im Krankenhaus) und „wenn man weiß, wie man damit umgehen muss.“

Grundsätzlich gelte jedoch immer: 

„Das Ergebnis ist nur eine Momentaufnahme. Auf dem Heimweg vom Arzt oder dem Testzentrum kann ich mich in der Bahn infizieren und schon ist das Ergebnis wertlos – und das, ohne dass ich etwas davon mitbekomme.“ 

Quelle SWR Wissen

Lesen Sie zum Thema auch: 

Selbsttests für Schüler sollen nach den Osterferien verpflichtend werden

Click and Meet and Test – Wie läuft das nun mit Tests und Kosten ab?